Was ist 3D Bogenschießen?
Im Laufe des letzten Jahrhunderts hat sich der Bogensport weg von seinen urtümlichen Wurzeln hin zu einem hochtechnisierten Sport entwickelt. Diese Entwicklung hat leider auch weg von der Konzentration auf das Wesentliche, dem Erlebnis Bogenschießen, geführt. Im Bereich des olympischen Recurvebogenschießens und vor allem bei den Compoundschützen steht die Technik der Bögen sehr im Vordergrund. Die modernen Wettbewerbe sind auch immer Materialschlachten. Visiereinrichtungen mit optischer Vergrößerung, Stabilisatoren, mechanische Auszugskontrollen, Auslösevorrichtungen sowie Wind- und Entfernungsmessungen prägen hier das Bild. Schießergebnisse unterscheiden sich oft nur noch im Millimeterbereich.
In den letzten Jahrzehnten hat nun aber wieder eine Rückbesinnung eingesetzt. Das Bogenschießen in seiner ursprünglichen Form, mit traditionellem oft selbstgebautem Material, hat einen enormen Aufschwung erlebt und wieder viele begeisterte Anhänger in der ganzen Welt gefunden. Das 3D Bogenschießen ist aus dem traditionellen Bogenschießen entstanden und kombiniert das eigentliche Schießen mit einer Wanderung über den Parcours zu einem abwechslungsreichen Naturerlebnis. Insbesondere Kinder in Begleitung Erwachsener können so ein echtes kleines Abenteuer in der Natur erleben, indem sie auf Robin Hoods Spuren wandeln.
Was aber ist 3D Bogenschießen nun konkret? Ein beliebter Spruch aus den Kreisen der 3D Bogenschützen sagt folgendes: „3D steht für: Drüber… Drunter… Drin!“. Da ist bei aller Scherzhaftigkeit natürlich etwas Wahres dran. Denn gemeint ist mit 3D das Schießen aus unterschiedlichen, oft unbekannten Distanzen in steigendem, geradem oder fallendem Gelände. Dazu kommt außerdem, dass die Ziele dreidimensionale Nachbildungen von unterschiedlich großen Tieren in freier Wildbahn und manchmal sogar bewegt sind. Der Schütze muss also mit vielen Faktoren gleichzeitig zurechtkommen, die von Ziel zu Ziel variieren, um einen Treffer zu landen. Deshalb kommt es oft erst bei wiederholtem Versuch dazu, dass der Pfeil auch tatsächlich sein Ziel findet.
Die Szenarien sind möglichst „jagdlich“ gestellt. Das bedeutet, dass die Tiere teilweise etwas verdeckt stehen, hinter einem Gebüsch, einer Astgabel, dicht neben Bäumen oder in einer Senke. Das kann unter Umständen dazu führen, dass auch die Schussposition und Körperhaltung teilweise stark angepasst wird und man auch mal aus der Hocke, kniend oder sogar liegend schießen muss. Die Konzentration auf den Zielpunkt in freier Natur zu erleben, die verschiedenen Geländestrukturen unter den Füßen zu spüren, kilometerlange Laufwege auf den Parcours zu bewältigen - all dies verbindet uns mit der Vergangenheit. Es hilft uns aber auch, uns besser im Hier und Jetzt zu spüren und zurechtzufinden.
Ablauf einer Parcours-Runde
Beim 3D-Bogensport läuft es prinzipiell ähnlich wie bei einer Golfrunde ab. Man läuft an einer vorgegebenen Strecke entlang durch das Gelände, um an verschiedenen Stationen zu schießen. In der Regel bestehen die Parcours aus etwa 30 Stationen. An den einzelnen Stationen befinden sich jeweils nummerierte Abschusspflöcke und die dazugehörigen Ziele oder Zielgruppen. Es werden im Standart-Wertungssystem bis zu drei Pfeile auf ein Ziel abgeschossen. Wird das Ziel getroffen, wird gewertet. Je nachdem mit welchem der maximal drei Pfeile getroffen wurde, werden dann mehr oder weniger Punkte notiert. Die Tiere haben zusätzlich noch einen sogenannten „Kill“-Bereich, der über den lebenswichtigen Organen Herz und Lunge liegt und markiert ist. Die Markierung ist nicht immer auf die Entfernung sichtbar, so dass auch hierbei ein gewisses Maß an Erfahrung dazu gehört, um zu wissen, wo man hinschießen sollte. Sitzt ein Pfeil „im Kill“, bedeutet das noch zusätzliche Punkte für den Schützen. Eine Steigerung der Schwierigkeit besteht im sogenannten Hunter-Wertungssystem. Das Hunter-Wertungssystem ist dem Sinn nach noch jagdlicher gestaltet, da lebende Tiere im „echten Leben“ in der Regel nicht stehen bleiben würden, wenn sie beschossen werden. Eine Chance auf einen weiteren Schuss gibt es in der Regel nicht. Deshalb hat man also für ein Ziel jeweils nur einen Pfeil. Für Kinder mit leichteren Bögen und Anfänger gibt es Abschusspflöcke in reduzierter Entfernung, damit sich für alle am Ende des Tages auch ein persönliches Erfolgserlebnis einstellen kann.