Was benötigt man für den 3D Bogensport?

Die grundlegenden Dinge sind ein Bogen, Pfeile, ein Köcher und Schutzausrüstung für Finger und Arme. Kleidung und Schuhwerk sind natürlich der Witterung und dem Gelände angepasst zu wählen. Im Prinzip kann man davon ausgehen, dass man sich so anziehen sollte, wie bei einer Wanderung. Allerdings sollte man darauf achten, dass Jacken oder Pullover eher eng anliegend sind, da sich die Bogensehne sonst beim Schuss in der Kleidung verfangen kann.

Was kostet das alles und wann oder wo kaufe ich das?

Auf Fragen zur Bekleidung werden wir hier nicht weiter eingehen, das sollte jeder selbst wissen, auf den Pfeil- und Bogenbereich natürlich schon.   Generell ist jedem Anfänger zu raten, zuerst einmal mit geliehener Ausrüstung zu beginnen. Die Ysenburger Bogenschützen haben zu diesem Zweck einen Fundus an Leihbögen und Pfeilen sowie Schutzausrüstung zur Verfügung. Der Bogen und die Pfeile sowie die Schutzausrüstung müssen zum Schützen passen. Hierfür gibt es verschiedene Richtwerte, nach denen wir grob das Material bestimmen und es fast jeder körperlichen Voraussetzung anpassen können. Am Ende muss man das dann vor Ort mit verschiedenen Bögen- und Pfeilkombinationen einfach mal kurz ausprobieren und dann kann es losgehen.  

Wer sich jetzt denkt „… ach, Quatsch, kostet doch nicht die Welt so ein Bogen und ein Paar Pfeile… Bestell ich mir jetzt einfach im Internet“, dem sei gesagt: Ja, das ist wohl wahr und der Bogen, der dann ankommt wird auch für den Anfang qualitativ recht ordentlich sein und mit etwas Glück und einer passenden Tabelle stimmt sogar der Spinewert der ausgesuchten Pfeile. Aber ohne es vorher einmal getestet zu haben, wird das Material vermutlich nicht optimal zu einem passen. Der Kardinalfehler, den wir immer wieder sehen ist, dass der Bogen einfach zu stark gewählt wird. Gerade die Herren der Schöpfung neigen hier schnell zur Selbstüberschätzung. Es gibt nichts Schlimmeres am Anfang einer Bogensportkarriere als ein zu starker Bogen. Anfänger müssen sich zu Beginn auf viele Dinge gleichzeitig konzentrieren. Das fängt beim richtigen Stand und der korrekten Arm und Handhaltung an. Das Zusammenspiel des Materials muss einem vertraut werden. Der richtige Ankerpunkt muss gefunden werden. Das Zielen ohne Fixpunkte am Gerät (z.B. Kimme und Korn beim Gewehr) will gelernt werden. Entfernungen einschätzen, der richtige Ablass und und und… wenn man dann einen zu starken Bogen hat, bei dem man immer denkt „…oh ich muss jetzt schnell loslassen sonst reißen mir die Sehnen in den Fingern“, der kann nicht in Ruhe üben! Traditionelles „intuitives“  Bogenschießen lernt man nur durch Erfahrung und viele Schüsse. Wer aufgrund eines zu starken Bogens nach 20 Pfeilen keine Kraft mehr in Armen und Rücken hat, der hat bald den Spaß verloren, weil sich kein Erfolg einstellt.

 

Testen

Außerdem sollte man sowieso erst einmal sehen, ob der Sport wirklich was für einen ist, bevor man Geld ausgibt. Wenn dann aber nach einer kurzen Zeit mit einem Leihbogen klar ist, was man möchte und braucht, bekommt man zwischen 100€ und 150€ schon ein gutes Anfängerset, mit dem man eine Weile gut zurecht kommt. Am Anfang ist es nicht ratsam, gleich den High-End-Bogen vom Bogenmacher zu kaufen. Sowohl Auszugslänge als auch das mögliche Zuggewicht, das man bequem bewältigen kann, wird sich gerade in der ersten Zeit, je nach Trainingsintensität, noch extrem steigern. Da kann es durchaus passieren, dass man schneller über seinen Bogen und die Pfeillänge hinauswächst, als einem vielleicht lieb ist.  

Es gibt so viele unterschiedliche Formen von Bögen, was nehme ich denn für einen?

Wir unterscheiden grundsätzlich zwischen folgenden Klassen:  

Technische Bögen mit Anbauteilen und Visieren: Olympic Recurve Compound Bögen  

Bogenarten ohne Visierung oder Anbauteile (Ausnahme Bogenköcher)

(Jagd)Recurve Bögen ein- oder mehrteilig

Moderne Langbögen ein- oder mehrteilig

Hybridbögen ein- oder mehrteilig

Primitivbögen Reiterbögen

Kyudo Bögen  

Für das 3D Bogenschießen können rein theoretisch alle Bogenklassen verwendet werden, allerdings empfiehlt es sich, nicht unbedingt einen technischen Bogen zu wählen. Compound Bögen werden (wie bei uns auch) aufgrund örtlicher Gegebenheiten oft für die Benutzung auf Bogenparcours gesperrt, da es aufgrund der sehr hohen Pfeilgeschwindigkeit zu Sicherheitsproblemen kommen würde. Die Olympic Recurve Bögen sind mit ihren Anbauteilen wie Stabilisatoren und aufwändigen Visieren einfach zu sperrig in der Form und zu filigran in der Technik, um mit ihnen weite Strecken durch Wald, Gebüsch und Wiesen zu laufen.  

3D Bogenschiessen

In der Regel werden für den 3D Bogensport die Bogenformen ohne Visiere oder Anbauteile benutzt. Eine Ausnahme sind Kyudo Bögen, die speziell für das japanische Kyudo bestimmt sind, und hier keine Rolle spielen. Die Auswahl des Bogens hängt etwas vom Können des Schützen ab, da es natürlich aufgrund technischer Gegebenheiten große Unterschiede in der Handhabbarkeit der unterschiedlichen Bauformen gibt. In erster Linie ist es aber auch eine Frage des persönlichen Geschmacks und der Ziele, die man erreichen möchte, welche Art des Bogens man letztendlich auswählt.    Wenn man die Grundlagen mit relativ schnellem Erfolgserlebnis erlernen möchte und es dabei komfortabel mag, sollte man einen Recurve Bogen wählen. Recurvebögen zeichnen sich insbesondere durch die kompakte Bauform und den ruhigen Abschuss aus. Durch die Pfeilauflage, die es durch einen Ausschnitt im Bogen, das sogenannte Pfeilfenster, ermöglicht, den Pfeil sozusagen durch den Bogen hindurch zu schießen, wird bei den Recurvebögen eine sehr gerade Flugbahn erreicht. Die Mittelteile dieser Bögen biegen sich nicht mit und sind recht schwer, was dem Bogen zusätzlich Schussruhe verleiht. Insgesamt sorgt die Bauform dafür, dass diese Bögen „fehlerverzeihender“ sind als die der anderen Bauformen. Um das System optimal einzustellen, empfehlen sich Fieberglas-, Alu- oder am besten Carbonpfeile. Das Pfeilgewicht kann relativ niedrig gewählt werden, was zu einer gestreckteren Flugbahn führt. Der Recurve Bogen ist der präziseste Bogentypus und wird daher bei Turnieren mit mehreren Klassen in der Regel mit dem niedrigsten Multiplikator gewertet, die Konkurrenz ist in dieser Klasse am größten.  

Wenn man eher traditionell eingestellt ist und es etwas klassischer mag, bietet sich der moderne Langbogen an. Auch ihn gibt es mit Pfeilauflagen ähnlich wie bei den Recurve Bögen, nur nicht mit ganz so tief eingeschnittenen Pfeilfenstern. Moderne Langbögen haben im Vergleich ein  geringeres Gewicht als die Recurves und biegen sich teilweise auch im Griff. Der Langbogen ist optisch graziler, aber dafür insgesamt nicht ganz so ruhig im Schuss. Je nach Qualitätsklasse und Pfeilgewicht haben die modernen Langbögen unter Umständen auch etwas „Handschock“, was bedeutet, dass der Bogen einen Teil der Energie an die Hand des Schützen zurückgibt.

Wenn man es etwas kerniger mag, kann man es ganz nett finden, wenn der Abschuss ein bisschen spürbarer ist. Moderne Langbögen werden mit Holzpfeilen oder etwas schwereren Carbonpfeilen geschossen. Das Pfeilgewicht spielt eine Rolle bei der Langlebigkeit der Bögen. Wird ein Bogen mit zu leichten Pfeilen geschossen, kann er auf Dauer Schaden nehmen. Der moderne Langbogen ist etwas für den Individualisten, der einen schicken Bogen in klassischer Optik möchte, aber trotzdem nicht ganz auf Bequemlichkeit verzichten will. Die Hybridbögen sind ein Zwischending zwischen Recurve- und Langbogen und vereinen die Eigenschaften beider Arten.  

Wer es ein bisschen archaischer mag, der greift zum Primitivbogen. Primitivbögen sind alle Bögen, die in reinen Naturmaterialien gefertigt werden, ohne Kunststoffe oder Metalle, ohne Glasfaser- oder Carbonlaminierungen. Holz, Sehnen, Häute oder Horn sind bei der Herstellung die Mittel der Wahl. Der Bogen wird von Hand aus einem Stück Holz (Selfbow) gefertigt und gegebenenfalls mit einem sogenannten Backing belegt (Kompositbauweise). Diese Backings können aus Holz, aus Sehnen oder aus Häuten bestehen. Primitivbögen werden über den Handrücken geschossen, Pfeilfenster sind in der Klasse nicht erlaubt. Man verwendet in der Primitivbogenklasse vorwiegend (außer vielleicht zu Trainingszwecken) natürlich Holzpfeile. In Turnieren sind Holzpfeile meistens sogar Pflicht. Da der Primitivbogen aufgrund der Materialien und dem Design nicht die Präzision eines modernen Bogens erreicht, ist er nicht unbedingt erste Wahl für blutige Anfänger. Es ist natürlich möglich, mit einem Primitivbogen anzufangen, Trainingserfolge werden jedoch etwas länger brauchen, um sich einzustellen. Ein ganz besonderer Reiz besteht natürlich darin, so einen Bogen einmal selbst zu bauen. Für einen traditionellen Bogenschützen ist es ein besonderer Moment den ersten Pfeil von einem selbst gebauten Bogen ins Kill fliegen zu sehen! Den ganzen Prozess vom Spalten des Holzes bis zum ersten Pfeilflug selbst zu gestalten, ist die ultimative Verbindung aller traditionellen Aspekte des Bogensports. Der Primitivbogenschütze ist so individuell wie sein Bogen, traditionelles Ambiente ist ihm wichtiger als der schnelle Erfolg.   

Reiterbögen sind in der Regel den Primitivbögen zuzuordnen. Aufgrund ihres extremen Verhältnisses zwischen Auszug und (kurzer) Länge des Bogens sind diese Bögen recht schwer zu handhaben, da sie wenig Fehler verzeihen und eher unruhig schießen. Aufgrund ihrer ursprünglichen Verwendung sind Reiterbögen eher für kurze Entfernungen und schnelle Schüsse aus der Bewegung gedacht. Den Reiterbogen auf dem 3D Parcours zu meistern, bedarf schon einiges an Geschick. Reiterbögen sind eher etwas für Liebhaber. Klein, giftig, aber nicht gerade  Präzisionsinstrumente.   

Abschließend kann man zusammenfassen: Je moderner das Design, desto effektiver ist der Bogen. So gesehen müsste jeder automatisch einen Compound-Bogen wählen. Trotzdem ist die Entscheidung für einen Bogen auch immer eine Geschmacksache und natürlich auch vom beabsichtigten Einsatzszenario abhängig. Vergleichbar vielleicht mit der Auswahl eines Autos. Klar ist ein Sportwagen super auf Landstraßen und Autobahnen. Wenn es auch mal auf Feldwege geht und man mit dem Auto den Familienalltag bewältigen muss, passt vielleicht besser der  Kombi oder SUV. Und manch einer liebt trotz allem Fortschritt einfach den Oldtimer, in dem er die Straße und den Motor noch ursprünglich und direkt spüren kann.    Bei der Entscheidungsfindung können wir natürlich gern assistieren. Bei den Ysenburger Bogenschützen gibt es einen großen Erfahrungsschatz und aktuelles sowie traditionelles Wissen über alle Bogenklassen hinweg